Donnerstag, 27. Februar 2014

ÖPNV-Odyssee oder Warum die BVG die S-Bahn kaufen soll

Heute musste ich mir einen Bubble Tea kaufen. Es ging einfach nicht anders, knappe 90 Minuten lang ging eine Sache nach der anderen schief und ich brauchte dringend etwas, um mich wieder aufzumuntern. Jasmin-Tee mit Guavensirup und Litschi-Bobas does the trick - erinnert mich nämlich an den tollen Sommer vor der fiesen Schmierenkampagne, in dem ich in jeder Mittagspause in den wundervollen Laden um die Ecke gehen konnte... Aber ich schweife ab.

Heute also Megastress wegen den Öffis. Letzten Freitag wurde ich in der Bahn ohne meine Monatskarte "erwischt", die ich dem Mann geliehen und dann irgendwie vergessen hatte. Naja, macht ja nix, 7 € halt, hab ich mir gedacht. Heute also machte ich mich in der Mittagspause auf den Weg, meine Schulden zu bezahlen (warum man nicht online einfach ein Formular ausfüllt, bzw. die Kontrolleure einfach mal übers Netz abfragen können, ob ich eine Karte für den entsprechenden Monat habe, ist mir ein Rätsel). 

Dummerweise liegen Arbeit und BVG so ungünstig zueinander, dass man nur mit Umsteigen und/oder beachtlichem Fußweg hinkommt. Also schonmal ungünstig, wenn man nur eine Stunde Zeit hat und ausgerechnet heute der Mann mal nicht mit meinem Fahrrad ins Büro gefahren ist. Also stiefelte ich zum Bus, mit drei Minuten Puffer. Als aber nach acht Minuten immernoch kein Bus im Sicht war, gab ich auf und stieg in die U2 und später in die U8 (Berliner wissen, wie weit man dazwischen laufen muss). Von der Jannowitzbrücke lief ich zur BVG und wurde dort von dem nächsten Bus der Linie (also mehr als 20 min später) überholt. Grmpf. 

Der "nette" Mann von der BVG schüttelte nur sekundenlang vielsagend den Kopf, anstatt zu sagen, was Sache ist: Ich war in der S-Bahn kontrolliert worden, also müsse ich auch zur S-Bahn, um zu bezahlen - am Ostbahnhof. Da dachte ich das erste Mal: Drecksläden! Dann spielte ich mit dem Gedanken, zurück zur Jannowitzbrücke zu laufen, um dann eine (in Worten: eine) Station mit der S-Bahn zum Ostbahnhof zu fahren. Nix da! Das kann ich auch laufen.

Alter Schwede, die Strecke zieht sich, vor allem, wenn man unter Zeitdruck steht. Kurz vor dem offiziellen Ende meiner Mittagspause kam ich an und durchsuchte das Gebäude erstmal nach dem richtigen Schalter. Da legte ich dann meinen Zettel und die tolle Plastikkarte vor und was macht der Typi? Nicht etwa einscannen oder meine Daten in seinen Computer geben, nein, er RUFT BEI DER BVG AN, gibt meine Kundennummer durch und lässt nachgucken, bis wann die Karte gültig ist. Doppelgrmpf!

Dann habe ich bezahlt und einen Beleg bekommen, den ich noch ein halbes Jahr aufheben soll, falls in ihrem System (welches System?) ein Fehler auftritt und ich eine Mahnung bekomme. Yippieh. Jetzt aber schnell zurück ins Büro, auf dem dann schnellsten Weg: Mit der S-Bahn zurück zum Alex und dann wie üblich mit der U2 weiter. Also in diesem Ostbahnhof erstmal das S-Bahngleis gesucht: Na logisch, komplett am anderen Ende. (Wahnsinn, wie das früher mal ein funktionierender Hauptbahnhof gewesen ist, bei der Übersichtlichkeit und Erreichbarkeit).

Sagte ich "das S-Bahngleis"? Ha! Es führt nur eine S-Bahnstrecke da durch, in zwei Richtungen. Vernünftige Planer würden also beide Richtungen am selben Bahnsteig abfertigen, schon aus Benutzerfreundlichkeit. Machen die am Ostbahnhof aber nicht. Habe ich natürlich erst bemerkt, als ich die Treppen hochgelaufen war und nur eine S-Bahn raus in die östlichen Prärien vorfand. Dreifachgrmpf.

Also Treppe runter, Treppe hoch, zwei Stationen S-Bahn, elendlanger Umsteigeweg zur U2 (unterwegs dann zwangsläufig der Bubble Tea am einzigen noch erhaltenen Laden entlang meines täglichen Weges und gefühlt auch sonst im Stadtzentrum, mit den extrem arbeitsunfreundlichen Öffnungszeiten 12-19 Uhr) und dann die vier Stationen zurück ins Büro. Nach 90 Minuten völlig abgekämpft, frustriert und mit drückender Blase wieder zurück in den heiligen Hallen. Bubble Tea-Anstich.

All das hätte ich mir sparen können, wenn BVG und S-Bahn für ihre gemeinsamen Tickets auch ein gemeinsames System hätten. Vorzugsweise übers Netz nutzbar, damit man wegen so Popelkram nicht persönlich erscheinen muss. Und superduperdoll wäre, wenn der Kontroletti einfach auf dieses System zugreifen könnte, dann wüsste er, dass ich bezahlt habe und alles wäre dufte und unkompliziert. 

Getrennte Systeme waren in dieser Stadt noch nie eine gute Idee. Es ist 2014. Nach 25 Jahren ist es Zeit für den nächsten Mauerfall. (Und die Nutzung der uns zur Verfügung stehenden Technik.)

Amen. Und Prost.

Sonntag, 16. Februar 2014

Couchlife

Seit meiner OP verbringe ich meine Tage auf der Couch. Bis auf wenige Ausnahmen, wie einen Spaziergang zum Weißen See inklusive Himbeerbrause in der Strandbar oder den einen oder anderen Krankenbesuch, nutze ich die Zeit, um Serien zu gucken und die Beziehung zu den Katzen zu intensivieren. Das Ergebnis: Masters of Sex, Call the Midwife und Bunheads durchgeschaut, bei allen derzeit laufenden Serien auf dem neusten Stand, Noosa kommt freiwillig zum Streicheln und Nimbin schläft den halben Tag auf mir. Kranksein lohnt sich.


Mittwoch, 5. Februar 2014

WMDEDGT - Tagebuch-5 im Februar

Endlich mal was zu erzählen heute!

Der Wecker klingelte um 6, und da ich ein wenig aufgeregt war, konnte ich halbwegs damit leben, obwohl ich erst gegen Mitternacht eingeschlafen war und ca. um 3 eine längere Wachphase hatte. Ich sprang - oder eher: trottete unter die Dusche, putzte mir fix die Zähne und stieg in die Klamotten, während ich den Mann aus dem Bett prügelte, äh, herauskomplimentierte. Dann noch fix ein bisschen Trockenfutter als außerplanmäßigen Snack für die jubelnden Miezen und dann ging's los. 

Also fast, erst noch Auto freikratzen. Dann ging es allerdings wirklich los und schon um sagenhafte 10 vor 7 waren wir auf Station - im Krankenhaus. Wir wurden gebeten, kurz im Warteraum Platz zu nehmen... Halb 9 verließ der Mann diesen dann, um die Katzen füttern zu gehen und zur Arbeit zu fahren. Kurz vor halb 10 wurde ich dann aufgerufen und dann musste es plötzlich schnell gehen: Nochmal fix aufs Klo, Tablette einschmeißen, OP-Hemd anziehen, Haare verstecken und rin ins Bett. 

Ein nicht übel aussehender Pfleger brachte mich und das Bett dann rasanten Schrittes zum OP. Wieder ganz schnell: Umziehen auf OP-Liege, nackig machen, Stützen unterlegen lassen, Blutdruck und Herztöne ran... Und dann wieder waaaaaarten. Gespräch mit Anästhesieassistentin (sie hieß M.ango(ld) mit Nachnamen, das konnte nur gutgehen, dann mit der Anästhesistin, dann mit dem Oberarzt (ein Witzbold vor dem Herren...), Tropf an, Maske auf, "Suchen sie sich mal nen schönen Traum aus."

Dann langsames Erwachen im Aufwachraum (wieder im Bett), Schmerzmittel und Transport aufs Zimmer. WhatsApp an den Mann, Facebook-Nachricht an die Eltern und nen Tweet an Euch abgesetzt und dann hatte ich noch ein Stündchen, um so richtig zu mir zu kommen.

Um 3 standen Mama und der Mann vor der Tür mit Blumen und Weintrauben. Schnell mal Koffer ausgepackt, den kleinen Elefanten aufm Nachttisch platziert und mir aufs Klo geholfen, dann durfte der Mann endlich heim, um seine Erkältung auszukurieren (Der Arme musste zwei Tage hintereinander viel zu früh aufstehen und dann stundenlang nutzlos rumsitzen...)



Mama und ich plauschten weiter, dann kam meine beste Freundin mit 8 Wochen altem Baby (in von mir geschenkter Minion-Mütze) vorbei und der Kaffeeklatsch wurde erweitert. Um 6 bekam ich dann das erste Mal nach 20 Stunden wieder was zu essen und jetzt liege ich hier so rum, vertreibe mir die Zeit im Internet und mit Büchern, dolmetsche für meine anglophone Zimmernachbarin und bedauere, dass es heute keinen neuen #wmr zu hören geben wird....


Samstag, 1. Februar 2014

Über das Zusammentreffen mit diesen Leuten

Früher war das mit dem Kennenlernen von Menschen über das Internet zwar eine aufregende Sache, aber von der Komplexität her relativ überschaubar. Man traf sich aufgrund ähnlicher Interessen (Musik, Serien, eigene Homepages) in einem Chatroom oder einem Forum zu einem bestimmten Thema und wenn man sich sympathisch war, wurden daraus E-Mails, auch mal Briefe, dann Telefonate und irgendwann stand dann mal ein Treffen an.

Zu Beginn meiner Internetzeit, in den späten 90ern, lernte ich so diverse Leute kennen, zu denen ich heute größtenteils immer noch (sporadischen) Kontakt halte. Einer wurde mein erster Freund; ein anderer war der Grundstein mehrerer Entwicklungen, die dazu führten, dass ich heute mit dem Mann zusammen bin; noch andere habe ich irgendwann über Facebook wiedergefunden und wir schreiben uns ab und zu zum Geburtstag oder schicken uns Leben bei Candy Crush.

Dann kamen die 2000er und ich lernte dank Uni und Auslandsaufenthalt eine Menge Leute im Real Life (heute sagt man wohl "Meatspace") kennen, mit denen ich zwar auch über das Internet kommunizierte, die ich aber von Anfang an "kannte".

Und dann ging es mit dem Web 2.0 richtig los, ich fing an zu bloggen (2005) und zu twittern (2008, vorher gehörte ich leider zu den Nicht-Verstehern) und auf einmal war da diese Masse an Menschen, die ich las, denen ich folgte, deren Podcasts ich hörte und an deren Leben ich virtuell teilnahm. Ich bekam mit, was sie bewegte, woran sie arbeiteten, mit wem sie zusammenkamen, von wem sie sich trennten. 

Schnell bekam man mit, wer wen kennt und folgte denen auch. Ganze Freundeskreise finden vor meinen Augen statt. Wie eine Soap Opera, nur eben mit realen Menschen. Seit ich in Berlin wohne, besteht ständig die Möglichkeit, ihnen auf der Straße zu begegnen.

Das passiert dann auch ab und zu. Da erkennt man jemanden im Park (@bosch und @mathiasrichel), beim Burrito-Essen (@343max und @gernot) , oder knutschend im U-Bhf (@hermsfarm und @kleinexeule). Dann steht man da, beobachtet ganz aufgeregt (und unauffällig) und traut sich nicht, was zu sagen. Hinterher vergewissert man sich bei Twitter, Instagram, Facebook oder Foursquare, das man sich nicht getäuscht hat und kommt sich dabei vor, wie ein blöder Fan.

Noch extremer ist es bei Begegnungen im natürlichen Umfeld "dieser Leute": Twitter-Lesung, re:publica, Jour Fitz, Buchpremierenparty... Man sieht sich um und tuschelt mit der Begleitung: "Guck mal, da ist @mspro!", "Der @diplix ist auch da!" oder "Der da ist @maltewelding, die daneben seine Frau und der mit der Mütze ist sein bester Freund." Man fühlt sich wie ein Paparazzi, als Eindringling, Stalker oder Fan, selbst wenn man in einigen Fällen online schon stundenlang kommuniziert hat. Man grüßt und wird halbherzig zurückgegrüßt, ein richtiges Gespräch kommt nicht zustande, zu groß ist der Vorsprung an Wissen, das man über das "berühmte" Gegenüber hat.

Und dann gibt es die Momente, wo man sich auf Augenhöhe begegnet. Als mir zum Beispiel ein gemeinsamer Bekannter @niggi vorstellte, mit dem ich mir dann eine Zeit lang das ehemalige Büro des Bildblogs teilte. Irgendwann kam ich dort an und @saschalobo saß telefonierend an meinem Schreibtisch. War auch im ersten Moment merkwürdig, aber sehr viel entspannter, ich gehörte eben dahin und dazu.

Am besten funktioniert das Ganze bisher bei den #ironblogger-Treffen, denn obwohl auch da der Bekanntheitsgrad unterschiedlich ist, trifft man sich eben unter gleichen Voraussetzungen, als Gleiche unter Gleichen und kann sich so tatsächlich kennenlernen. 

Ich hoffe, dass sich das so fortsetzt und ich irgendwann auch mit den anderen "Promis" so ungezwungen umgehen kann, aber "irgendwo muss man ja anfangen", wie Michi sagte ;)